Vor jeder Tour
Mountainbikes sind komplexe Spaßgeräte – verdienen also Aufmerksamkeit und Zuneigung.
Egal ob du gerade ein funkelnagelneues Bike gekauft hast, seit 10 Jahren das gleiche fährst oder ständig am Tunen bist: Dein Mountainbike ist ein komplexes Sportgerät aus Hunderten von Einzelteilen, die in Summe ein viel simpleres Ergebnis aufweisen – nämlich Spaß. Damit die Rechnung aufgeht, sollte dem Spaßgaranten ein wenig Aufmerksamkeit und Zuwendung gebracht werden – am besten vor jedem Ride. Moderne Mountainbikes sind zwar robust – dass sich eine Schraube lose rüttelt, ist dennoch nicht unwahrscheinlich.
Vor der Tour
Jeder Mountainbiker kennt das folgende Szenario und wird zustimmen, dass es nur wenig frustrierendere Momente im Leben gibt: Voller Motivation ziehst Du Helm und Ausrüstung an, nur um beim ersten Tritt in die Pedale festzustellen – Platten! Mit etwas Übung sind die schnell geflickt – andere, mögliche Schäden sind jedoch weniger offensichtlich und können Stürze zur Folge haben. Ein schneller Check aller Bauteile vor dem Ride ist daher ein Muss. Tipp: Mach den Check am besten schon einige Stunden oder am Tag vorher. Nur so lassen sich Reparaturen rechtzeitig durchführen oder Ersatzteile besorgen. Den Check gehst du am besten systematisch an – von vorne nach hinten, oder wie hier nach der Wichtigkeit der Bauteile.
Rahmen
Brüche, Risse, Dellen – Schäden beim Rahmen entstehen oft schleichend. Ein kurzer Blick auf die Schweißnähte und Rohre verhindert schlimmeres. Fullies sind durch die aufwendigen Umlenkungen anfälliger. Beim leichten Anheben des Sattels und fachmännischem Hin- und Herwackeln lässt sich eventuelles Lagerspiel schnell feststellen. Bei positiver Diagnose: Dämpferbolzen checken, Lagerspiele checken und bei Bedarf festziehen. Die großen, klassischen Weisheiten der Mechaniker geben auch Laien Anhaltspunkte. Ganz oben in der Liste: Nach fest kommt ab – also mit Bedacht vorgehen, einen Drehmomentschlüssel verwenden und bei Unsicherheiten Experten hinzuziehen. Lässt sich Spiel nicht beseitigen, ist das Lager verschlissen und muss ausgetauscht werden.
Gabel
Vorweg: Lässt sich hier Spiel feststellen ist es oftmals dem Steuersatz geschuldet. Dazu mehr unter den Kontaktpunkten. Die Gabel selbst sollte ein möglichst geringes Losbrechmoment zeigen, also ohne großen Kraftaufwand eintauchen. Bei störrischem Verhalten oder übermäßigem Gleitbuchsenspiel muss sie zum Service. Tipp: Am besten nach jedem Ride die Standrohre vorsichtig säubern – nicht mit dem Hochdruckreiniger – und anschließend mit einigen Tropfen Federgabel-Öl leicht benetzen. Zuletzt ein paar Mal Einfedern und überflüssiges Öl abwischen. So bleiben die Dichtungen geschmeidig und dichten besser gegen eintretendes Wasser und Schmutz ab – die Gleitfähigkeit bleibt so viel länger erhalten.
Kontaktpunkte
Sattel, Stütze, Pedale, Lenker und Vorbau – sie alle müssen mit dem richtigen Drehmoment sitzen, um sich bei der Fahrt nicht zu lösen. Sollte es Dir an Erfahrung fehlen, ist ein Drehmomentschlüssel sehr zu empfehlen. Andernfalls ist die Sattelklemme ein guter Startpunkt, um ein Gefühl für die nötige Anzugskraft zu bekommen – lässt sich der Sattel leicht verdrehen, ist die Stütze zu locker. Beim Lenker und Vorbau ist die korrekte Installation aus offensichtlichen Gründen noch wichtiger. Tipp: Beim Spiel im Steuersatz musst Du zunächst die seitlichen Schrauben des Vorbaus lösen. Erst dann kannst Du die Schraube festziehen, die von oben in den Gabelschaft hineingeht um das Lenkkopflager zu spannen. Der ideale Anzugsmoment ist erreicht, wenn kein Spiel mehr feststellbar ist und sich das Lager noch ohne Reibung bewegt.
Denk dran: Nach fest kommt ab.
Laufräder
Deine Räder sollten bei möglichst gleichmäßiger Speichenspannung rund laufen und weder Höhen- noch Seitenschläge zeigen. Tipp: Ohne Erfahrung überlässt man das Zentrieren lieber Experten, denn hier lassen sich recht einfach Fehler machen.
Reifen
Zu viel Druck bedeutet schlechte Traktion und erhöhten Rollwiederstand im Gelände. Zu wenig Druck bedeutet erhöhten Rollwiderstand auf stark verdichtetem Boden, mangelnden Gegenhalt und erhöhte Pannenanfälligkeit. Nur für die wenigsten Fahrer sind Luftdrücke über zwei Bar sinnvoll – den eigenen optimalen Reifendruck findet man mit der Zeit heraus. Wahrscheinlich wird er zwischen 1,4-2,0 Bar liegen. Tipp 1: Um den für Dich optimalen Luftdruck zu finden, probiere ein wenig aus und markier Deinen Idealpunkt schließlich auf der Pumpe. Tipp 2: Die Außentemperatur hat mitunter erheblichen Einfluss auf den Luftdruck. Vor allem im Winter ergibt es wenig Sinn, das Bike in der Wohnung aufzupumpen, denn bei Kälte nimmt der Druck sofort ab. Bei heißen Tagen in der Sonne ist es ähnlich – steht das Bike lange in der Sonne, erhöht sich der Luftdruck.
Bremsen
Gute Bremsen sind essentiell für Spaß und Sicherheit. Eine optimal funktionierende Bremse hat einen konstanten Druckpunkt, wenig Leerweg am Hebel und läuft schleiffrei. Gleichzeitig muss ausreichend Belag vorhanden sein. Je nach System sollten mechanische Seilzüge oder die Bremsflüssigkeit ein Mal im Jahr ausgetauscht werden. Tipp: YouTube- Tutorials helfen beim Einstellen und Entlüften des eigenen Bremssystems.
Antrieb
Der Antrieb besteht aus der Schaltung, der Kassette, der Kette und der Kurbel, an der die Pedalen befestigt sind. Schaltung und Schalthebel erfordern eine akribische Einstellung und müssen auch mal nachjustiert werden – immer dann, wenn die Schaltvorgänge nicht mehr schnell und geschmeidig funktionieren. Fängt die Kette dennoch an zu springen, ist das ein Zeichen für Verschleiß. Eine Kette verschleißt in der Regel schneller als eine Kassette. Sie sollte daher häufiger ausgetauscht werden, um zusätzlichen Verschleiss an der Kassette zu vermeiden. Tipp: Eine geschmierte Kette verlängert die Lebensdauer enorm. Zu viel Kettenöl sammelt dagegen nur überflüssigen Dreck und behindert so ebenso die optimale Schaltperformance. Am besten jedem Ride die Kette säubern, anschließend leicht in der Mitte einölen, mit einem sauberen Tuch abwischen – fertig.